JUNGER FILM: The Familiar: UNvertraut

Ein Alien, abgestürzt auf einem fremden Planeten. Die Anwohner heißen es nicht willkommen, nehmen es nicht einmal wahr. Es ist wie unsichtbar. Trotzdem hält den Außerirdischen etwas an dieser Welt, vielleicht sein kaputtes Ufo, vielleicht auch etwas anderes.

Julian Quentin, ein junger, mehrfach ausgezeichneter Künstler und außerdem der Regisseur und Drehbuchautor von „ The Familiar“, schafft mit diesem gekonnten Kurzfilm eine staunenswerte Balance zwischen Kunst und Film. In seinen Werken experimentiert er mit eindrucksvollen Darstellungen, die er auch hier wieder an die Zuschauenden vermittelt.

Ein Alien, kahl rasiert, ein weißes Gesicht, dunkle glänzende Augen und die Kleidung schwarz. Seine Sprache und Herkunft? Niemand weiß es, aber es scheint auch Niemanden zu interessieren.

Nach dem Absturz auf diesen eigenartig fremden Planeten und dem gescheiterten Versuch Kontakt zum Herkunftsort aufzunehmen, wandert das Alien umher, wird nicht bemerkt, ist wie unsichtbar. Die Dinge, die es auf diesem Planeten sieht, beschreiben eine Welt ohne verbale Kommunikation.

Eins der ersten Szenen, die zu sehen sind, zeigen eine wie aus dem Märchenbuch geschnittene Familie beim Picknicken in einer riesigen Stein- und Felsenlandschaft.

Das Alien beobachtet die Szenerie erst von weit weg. Erst als die Familie von Nahem gezeigt wird, sieht das Publikum das skurrile Bild, welches aus der Distanz gar nicht auf mich wirken konnte. Die Augen verbunden, grinsend, immer wieder die gleichen Bewegungen machend sitzen sie dort wie Puppen oder Roboter. Keinen Anschein machend das Alien, welches diese merkwürdige Familie verwundert von Nahem beobachtet, zu bemerken.

Von diesen sonderbar befremdenden Darstellungen der Bewohner auf dem Planeten ist „The Familiar“ gefüllt. Das Alien beginnt eine Reise, auf der Suche nach etwas Bekanntem, Vertrautem und nimmt den Zuschauenden mit, lässt uns sehen, was es selber sieht und ist jedes Mal genauso überrascht von den konfusen Bildern, die uns geboten werden.

Die Filmemacher*innen filmen die jeweiligen Szenen sehr still und unbewegt, folgen ab und zu den Bewegungen und Blicken des Außerirdischen, aber immer mit einem gewissen Fluss, einer Ruhe, die mir beim Gucken sehr angenehm aufgefallen ist. Außerdem tragen die verschieden prominenten Farben, die Filter und Anwendung von Pyro und die mystische Musik von Roman Jungblut und das Sounddesign von Stefan Nobir sehr zur jeweiligen Stimmung der Szene bei.

Der gesamte Film steigert sich in seinen anregenden Darstellungen bis zum Ende, wo noch einmal die Raffinesse und Vollkommenheit, die durchdachten Kostüme, das Licht, die Darsteller und die Choreografien auf einmal an den Zuschauenden herangetragen werden und mich sprachlos zurückließen.


Text: Finnja Lehmann

Dieser Film läuft in Block 6 des Wettbewerbs JUNGER FILM beim FiSH – Filmfestival im Stadthafen.

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