31 | Game Jam „Mach(t) Klick!“


Programmieren und Spieleentwicklung – darum geht’s beim Game Jam. Wie das Format aussieht und welche Erfahrungen wir damit gemacht haben, darüber sprechen Georg und Marie in der neuen Folge von Talk & Tools. Wir berichten von der Vorbereitung, den Spiele-Ideen der Teilnehmenden, spannenden Tools und liefern euch praktische Tipps.


Marie: Moin Georg

Georg: Moin Marie

M: Und herzlich willkommen zu neuen Folge von Talk&Tools

G: Der Jugendbeteiligungspodcast

M: In dieser Folge soll es um den Gamejam gehen, den wir mit dem Jugendmedienverband veranstaltet haben und da hatte Georg den großen Planungshut auf und deswegen stell ich ihm ein paar Fragen dazu.
Was ist überhaupt ein Game Jam?

G: Ein Game Jam ist ganz kurz zusammengefasst: Leute, die spielebegeistert sind, kommen an einem Ort oder auch online zusammen und finden sich spontan zu kleinen Teams zusammen und haben dann etwa 48 Stunden Zeit, um ein Spiel zu entwickeln. Da wird dann ein Thema enthüllt und die Teilnehmenden müssen dann überlegen: Was für ein Konzept von Spiel wollen sie machen? Wie können sie ein gutes Team zusammenstellen? Wie schaffen sie das, sich gut zu organisieren, um in dieser kurzen Zeit irgendwas Vorzeigbares zu produzieren?

M: Wie bist du überhaupt darauf gekommen, das auszuprobieren? Hast du schon selber mal an einem Gamejam teilgenommen?

G: Nein, selber hab ich vorher noch nicht an einem Gamejam teilgenommen. Ich hab einen großen Bruder, der macht schon seit Jahren immer mal wieder bei Game Jams mit und dadurch hab ich da einen Einblick gehabt. Er hat immer davon erzählt und gezeigt, was sie da gemacht haben. Und ich hab ja früher ehrenamtlich bei der evangelischen Jugend gearbeitet und da haben wir als Jugendvertretung für eine Wahlkampagne ein Spiel entwickelt, in Zusammenarbeit mit Leuten, die wir beauftragt hatten. Das war „Captain Vote“, da konnte man die Menschen mit Laserstrahlenaugen zu fröhlichen Wählern machen.

M: Wie das eben so funktioniert.

G: Wie das eben so ist in der Realität. Und dadurch hatte ich auch ein bisschen Praxiserfahrung, denn ich war da die Schnittstelle und hatte auch mitgedacht, wie das Spiel aussehen soll. Und da hab ich gedacht, das können wir doch auf jeden Fall mal ausprobieren und das passt ja ganz genau zur digitalen Jugendbeteiligung. Und da ich den Eindruck hatte, dass wir mit Gaming noch nicht so viel machen, wär das ja ganz cool, zu testen, was da so geht. Das war der Grund der Idee.

M: Und wie bist du dann an die Vorbereitung und Planung rangegangen? Wie lief das und hast du dir vielleicht Partner dafür ins Boot geholt?

G: Ich hab erstmal recht offen einfach Leute angeschrieben, zu denen ich ohnehin Kontakt hatte und hab hauptsächlich Leute aus der Jugendverbandsarbeit angeschrieben, weil das Interessante an unserem Game Jam ist: Sonst sind das eher irgendwelche Spielentwickler-Unternehmen oder Leute, die sowieso aus Spieleentwicklungs- oder Programmierkreisen kommen, das ist also eine Blase an Leuten, die das sowieso schon machen und sehr eigenständig agieren. Und was ja das Interessante an einem Game Jam in der Jugendarbeit ist, ist dass man dann Jugendliche erreicht, die das vielleicht das erste Mal so ein bisschen antesten und noch gar nicht von irgendwas richtig Ahnung haben oder vielleicht nur von einem Aspekt so ein bisschen – das ist ja sowieso die Idee von einem Game Jam, nur dass sonst eben trotzdem viele dabei sind, die sich schon auskennen. Und um Leuten eine Plattform zu bieten, das überhaupt mal auszuprobieren, fand ich das gerade interessant, Jugendverbände anzusprechen, weil die eben die Kontakte zu Jugendlichen haben, die sonst ganz andere Sachen machen.
Bei unserem ersten Planungstreffen waren dann Leute von der evangelischen Jugend dabei. Menschen vom LSVD Queer MV – das war sehr sehr gut, weil die immer so schön ein Auge drauf hatten, dass wir das auch inklusiv gestalten und darauf achten, dass das ein sicherer Ort für alle ist und alle sich wohlfühlen können, die da sind. Dann hatten wir noch jemanden vom Rat+Tat e.V. aus Rotock da. Und von den Stadtjugendringen Rostock und Schwerin hatten wir noch jeweils die Beteiligungsmoderatorinnen dabei – Imke und Juliane. Und dich und mich und ich glaub das wars. Ich hab noch ein paar mehr Leute angeschrieben, aber wie das eben immer so ist, kann dann eben nicht jeder. Und im Nachhinein würde ich sagen, wäre es klüger gewesen, noch früher noch offensiver auf Leute zuzugehen, die trotzdem aus der Blase kommen von Leuten, die das sowieso schon machen, weil man da einfach noch ein bisschen mehr Erfahrung abgreifen kann.

M: Die was sowieso schon machen?

G: Die sowieso schon Game Jams kennen und sich mit Programmieren beschäftigen und so. Die hätte man früher ins Boot holen können.

M: Das passt vielleicht auch zur nächsten Fragen. Wer hat denn letztendlich am Game Jam teilgenommen und wie lief die Kommunikation und Zusammenarbeit mit den Teilnehmenden?

G: Weil wir ja gesagt haben, wie wollen das mit Jugendlichen machen, die potenziell so gar keine Ahnung von irgendwas haben, haben wir gesagt, wir wollen auch ein bisschen was an die Hand geben, damit man einen Einstieg hat und wenn ein Team hat, in dem gar keiner so richtig Zugriff zum Thema hat, dass man ein bisschen Tools an die Hand bekommt. Deshalb haben wir am Anfang einen Workshoptag gemacht mit einer kleinen Einführung ins Thema Gaming insgesamt und einen Workshop zum Thema Snap!. Snap! ein visuelles Block-Coding Tool, das es ganz einfach macht, rudimentäre Sachen selber zu programmieren. Und dann hatten wir noch einen Workshop mit der Spielkartenfabrik aus Stralsund. Die haben uns gezeigt, was für Spielkarten es historisch gab und wie die Spielkartenfabrik Stralsund aufgebaut ist und haben uns auch virtuell in der Fabrik ein bisschen rumgeführt. Die sind eine Museumsfabrik noch mit alten Maschinen und das war wirklich sehr geil. Als er uns durchgeführt hat und uns die Maschinen in Aktion gezeigt hat, da war meine Kinnlade sehr weit unten und ich war einfach sehr begeistert, weil das so mega beeindruckend ist, diese Maschinen, die so super kunstvolles Handwerk sind. Und dann haben wir noch zusammen überlegt: „Was braucht ein gutes Kartenspiel?“ Und die Idee war, dass man dadurch eine Möglichkeit hat, die wichtigen Kriterien dafür, wie ich ein analoges Kartenspiel entwickeln kann, an die Hand bekommt.

Wir hatten insgesamt leider sehr wenig Anmeldungen und hatten dann aber während des Workshoptages dann immerhin über den Tag verteilt zehn Teilnehmende. Und abends dann, als es so richtig losgehen sollte mit Losprogrammieren, Thema überlegen und so, dann waren plötzlich nur zwei Teilnehmer da. Und das war natürlich super ärgerlich. Man hat sich viel Mühe gegeben und plötzlich waren es noch weniger als ohnehin schon. Die waren auch beide kurz ein bisschen irritiert und hatten, glaube ich, schon überlegt: „Naja, ob wir das jetzt wirklich machen?“ Dann haben wir denen aber ein bisschen das Thema erklärt und ein bisschen die Möglichkeiten aufgetan, was man damit so machen könnte und dann haben sie auch gleich ein bisschen mitüberlegt und plötzlich mussten wir gar nichts mehr sagen und die haben einfach eine Stunde und länger am Stück zusammen überlegt und gesponnen und sofort losgelegt. Für die beiden war das also dann genau richtig und es hat auch richtig Spaß gemacht, dabei zuzugucken, wie der kreative Prozess sich entfaltet hat.

M: Was war denn das Thema überhaupt?

G: Das hab ich noch nicht gesagt, nein. Da Thema war: „Du hast die Wahl – Zukunft gestalten“. Die Idee dahinter war, weil ja Wahljahr ist, dass es darum geht, wie unsere Zukunft in Mecklenburg-Vorpommern aussehen kann. Wir wollten das für die Teilnehmenden aber auch nicht zu sehr auf das Thema Wahlen einengen, sondern haben eben gesagt: „Man kann ja generell sich überlegen, wie eine gute Zukunft aussehen kann.“ Und für ein Spiel ist dann ja alles möglich. Ein Wunschkonzertszukunft oder eine Dystopie zeichnen, einfach Themen einfließen lassen, die einen irgendwie bewegen, wenn man an Zukunft denkt und dann muss das auch nicht konkret mit Wahlen oder Mecklenburg-Vorpommern zu tun haben. Das Thema Zukunft an sich ist, glaub ich, so zugänglich für im Grund alle Menschen, dass da auch sofort die Ideen sprießen konnten. Am nächsten Tag kam Louisa Wilhelm noch dazu. Die hatte am Donnerstag die Einführung zu Gaming überhaupt gemacht und war dann ganz begeistert von der Spielkartenfabrik und hat gesagt: „Hey, ich probier das einfach mal aus, Spielkarten zu machen.“ Wir hatten vorher den Teilnehmenden, die sich rechtzeitig angemeldet hatten, und auch den Referent:innen kleine Beutelchen zugeschickt mit ein bisschen Schokolade drin und einem USB-Stick mit Holzummantelung und ein paar vorgefertigten Spielkarten, die aber noch blanko waren, sodass alle, die ein Kartenspiel machen wollen, diese Karten nutzen, um da selbst was draufzumalen. Und sie hat dann angefangen, ein Kartenspiel zu entwickeln.

M: Cool. Vielleicht kannst du daran anschließend gleich sagen, was aus den Spielideen, die entstanden sind, jetzt noch wird. Und es gab ja auch noch eine zweite Gruppe. Was haben die entwickelt?

G: Ja, ich kann ja auch generell inhaltlich zu den Spielen noch was sagen. Also das Spiel von der ersten Gruppe, das waren die, die am Donnerstag Abend schon da waren. Die haben ein dystopisches Zukunftsbild gezeichnet und haben einen Graphic Novel gemacht, bei dem man Entscheidungen treffen kann und je nachdem wie man Entscheidungen trifft, kann man dann auch sterben und wieder an den Anfang zurückgeworfen werden und die bisherigen Entscheidungen haben dann auch einen Einfluss darauf, wie es weitergeht. Das Szenario spiel glaub ich in Südafrika und die Dystopie war, dass es ganz wenig Wasser gibt, und Wasser zur Währung geworden ist und alles generell ein bisschen runtergekommen ist, alles ist trocken, verwüstet und die normalen Leute leben als Tagelöhner von der Hand in den Mund. Das ist zumindest das, was an Eindrücken bei mir dann auch die Fantasie noch ausgelöst hat. Das haben sie ganz gut geschafft, durch ganz wenig Textbausteine und wenig Bilder, das Worldbuilding so zu machen, dass der eigene Kopf da gleich noch ein bisschen was dazubaut. Und das hat gut funktioniert, das haben die dann auch vorgeführt am letzten Tag und haben den ersten Platz für das digitale Spiel gewonnen. Das ist nicht ganz fertig geworden, das Projekt wär auch zu groß gewesen, aber sie haben auch gesagt, das war mal ganz toll für sie, auch mal diesen Zeitdruck zu haben, und dadurch zu lernen, worauf es ankommt, wenn man in kurzer Zeit schnell was fertig kriegen will. Wenn sie das jetzt nochmal machen würden, würde es bestimmt dann nochmal zielstrebiger sein.

Und Louisa hatte ein Kartenspiel gemacht, das war der „Roboterschlussverkauf“. Das war ein ganz cooles Konzept. Sie hat sich lauter Eigenschaften von Robotern ausgedacht und jede Eigenschaft hat eine Karte mit einem süßen kleinen Roboter, der dieser Eigenschaft entspricht. Also sowas wie kreativ oder dreckig oder ökologisch – vor allem auch viele vermeintlich negative Eigenschaften. Und dann gab es noch eine andere Art von Karten. Das sind sozusagen Occasions, also Situationen, für die dann der Roboter eingesetzt werden soll. Dann gibt es zwei Teams und jedes Teams zieht ein paar Eigenschaftenkarten und muss dann für diese Situation, für die der Roboter verkauft werden soll, den Roboter pitchen. Also sagen: „Mein dreckiger Roboter, der gerade perfekt um auf der Straße zu arbeiten, weil wenn er so dreckig ist, dann kommt er den Leuten, die auf der Straße wohnen nicht so geschniegelt-striegelt vor und er kann Kontakt knüpfen.“ So könnte man das dann machen und dann gibt es ein drittes Team, das entscheiden kann, welches der beiden Teams seinen Roboter besser gepitcht und gewonnen hat. Es gibt also keine harten Regeln, nach denen man konkret Punkte sammelt oder eine Karte eine andere sticht, sondern das ist mehr ein Spiel, das für eine gesellige Runde am Abend ist, wo man ein bisschen rumspaßen kann. Das mag ich eigentlich ganz gern an der Idee, dass das nicht so ein hartes Regelwerk ist, sondern mehr dazu angedacht ist, kreatives Potenzial aus einer Gruppe rauszuholen.

M: Und wie geht es jetzt weiter mit den Spielideen?

G: Wir haben zwei Preise verliehen. Einen Preis für das beste analoge Spiel und einen Preis für das beste digitale Spiel. Die beiden, die den Graphic Novel gebaut haben, die haben gewonnen, dass sie noch einen Tag richtig schön oldschool LAN-Party-mäßig zusammenkommen können, um in einem Coworking-Space zusammen an dem Spiel weiterarbeiten zu können. Und wir werden dann ein bisschen Verpflegung stellen und die Miete dafür bezahlen und uns auch mal dazugesellen, damit wir ein bisschen in einem intensiven und kreativen Weiterdenkprozess unterstützen können. Und die beiden sind natürlich dann ganz frei, wie sie die Zeit nutzen, um das Spiel weiterzubauen, vielleicht sogar gleich fertig zu kriegen oder das als einen Baustein auf dem Weg zum fertigen Spiel zu nutzen.

Und das beste Kartenspiel hat gewonnen, zusammen mit der Spielkartenfabrik einen Prototypen zu entwickeln. Sie wird dann also an mehreren Terminen bei der Spielkartenfabrik zu Gast sein und da dann das Spiel finalisieren und gucken, was für ein Druckverfahren genutzt werden soll. Da hat ja die Spielkartenfabrik in Stralsund ein bisschen andere Möglichkeiten als irgendeine Onlinedruckerei, wo man einfach die Sachen ausdruckt, wie sie digital vorliegen, sondern die haben auch noch ältere Druckverfahren, was gerade bei Spielkarten ganz spannend sein kann, um im Design ein bisschen zurückgefahrener zu sein. Das ist ja ganz gut bei Karten, dass da nicht jedes Detail zu sehen ist, sondern es sich aufs Wesentliche konzentriert. Und da haben wir uns schon verständigt, weil das auch mit mehreren machbar ist, dass wir gucken, dass wir auch noch andere Menschen dazu einladen. Ich bin da schon mit der Kunstschule hier in Rostock im Gespräch. Die haben auch Interesse daran, sich daran zu beteiligen. Das ist vielleicht auch ganz cool, wenn man das nicht allein macht, sondern eine Gruppe hat.

M: Apropos Gruppe. Wie geht es denn mit den Teilnehmenden weiter?

G: Gut, dass du fragst. Genau heute Abend haben wir vereinbart mit den Teilnehmenden, dass wir uns nochmal zu einem Game Jam Hangout treffen wollen. Und dazu sind natürlich auch alle anderen, die irgendwie Lust haben und sich für das Thema interessieren, eingeladen. Grundsätzlich ist die Idee, dass wir da mal zusammen gucken können, wie der Stand der Spieleentwicklung oder was sind Ideen, die wir haben, oder gibt es irgendwelche anderen Projekte, die man machen könnte, oder „Ich würde gern mal dieses Tool hier ausprobieren, kann mir da mal jemand was zeigen?“, dass man einfach eine gesellige Runde rund ums Thema Spielentwicklung, aber eben auf einem niederschwelligen Level, hat. Das würden wir gern weiterpflegen, in der Hoffnung, dass da vielleicht eine Gruppe von Leuten entsteht, die an dem Thema dran bleiben.

M: Wo findet der Hangout dann überhaupt statt und der Game Jam?

G: Genau, das haben wir ja auch noch gar nicht gesagt. Der ganze Game Jam fand auf Discord statt. Das ist bei den meisten Game Jams so, weil Discord in der Gaming Community sehr verankert ist und ist gleichzeitig, dadurch dass man so viele Räume sehr simpel einrichten kann und mehrere Text- und auch Videochannel, ist es auch sehr einfach, da zwischen verschiedenen Gruppen zu navigieren und auch nachzuvollziehen, wie Gesprächsprozesse gelaufen sind, wenn sie im Chat waren. Dadurch ist Discord einfach das Mittel der Wahl, wenn es um einen Game Jam geht. Das hat sich jetzt für uns zumindest so sehr natürlich angefühlt und auch die Leute, die ganz neu in dieser Umgebung drin waren, hatten sich da ganz schnell dran gewöhnt und waren ganz begeistert davon, wie gut das funktioniert. Und dementsprechend der Game Jam Hangout weiterhin auf Discord stattfinden. Wir ja ohnehin jetzt einen Server erstellt und dann ist es ja auch logisch, mit den Leuten, die auf dem Server schonmal drauf waren, diesen Server dann auch weiter zu benutzen, anstatt immer nochmal neu Infrastruktur zu schaffen.

M: Das war auch so ein bisschen die Idee, dass der Server auf jeden Fall weiter bestehen bleibt als eine Plattform, wo sich die Leute noch austauschen können und auch die ganzen Sachen, die sie hochgeladen haben, sind weiterhin verfügbar. Also Materialien aus den Workshops oder Infomaterialien, die wir reingegeben haben oder deren eigenen Notizen und Dateien, die sie hochgeladen haben. Das ist weiterhin dort abrufbar und es gibt auch eine Smalltalkecke oder Möglichkeiten, wo die Teilnehmenden zusammen Musik hören können oder entspannen können. Dafür haben wir mal Discord ausprobiert.

Was waren denn Schwierigkeiten bei der Organisation und Durchführung?

G: Da gab es auf jeden Fall ein paar Schwierigkeiten. Die größte Schwierigkeit war natürlich Corona. Wir wussten von vornherein nicht, ob es in Präsenz stattfinden kann. Das hätten wir aber gerne gemacht und haben uns dann lange Zeit damit beschäftigt, gute Locations rauszusuchen und ich glaube auch dadurch, dass wir alle noch keinen Game Jam gemacht hatten und auch aus verschiedenen Kontexten kamen, war das gar nicht so einfach, sich zu verständigen, was denn das ideale Format ist, wie die ideale Location ist, wollen wir dass die Teilnehmenden auch übernachten können und dass das von uns gestellt wird oder nicht – dadurch war das sehr langwierig und dann haben wir erst sehr spät, im Mai dann, entschieden, dass wir das online machen und im Grunde wir diese definitive Entscheidung früher fällen müssen, weil es dann natürlich ab da sehr knapp war, sich noch die Werbung zu überlegen und ein Design. Es ist natürlich immer klug, die Location früh klar zu haben, aber wenn man weiß dass man die nicht sehr früh klar haben kann, ist noch viel wichtiger, dass man irgendwie in die Köpfe reinkommt und den Leuten sagt: „Hey, das gibt es.“ und frühzeitig Werbung macht. Dann ist ja nur der Termin wichtig und der Rest ein bisschen egal. Da spielt sicherlich auch rein, dass ich auf dieser Stelle neu bin und immer noch dabei bin, in alles reinzufinden, was es so gibt, in dieser großen weiten digitalen Jugendbeteiligungswelt. Da war das eben einerseits neu, so eine Art von Projekt zu machen und gleichzeitig auch eins von vielen Dingen, die irgendwie noch gemacht werden müssen.

Aber gleichzeitig war natürlich gut, dass wir jetzt ganz viel Erfahrung gesammelt haben und Kontakte geknüpft, wo wir jetzt wissen: „Aha, das sind richtige Ansprechpartner:innen. Und auf diese Sachen müssen wir achten, die frühzeitig zu machen.“, damit frühzeitig genug Menschen klar ist: „Hey, da halt ich mir den Termin vielleicht mal frei.“

Und ein anderes Problem war tatsächlich, das hab ich ja vorhin schonmal anklingen lassen, dass wir früher hätten Kooperationspartner:innen ansprechen müssen, die mehr aus der Techie- und Programmier-Bubble kommen. Das war dann im Grunde erst recht kurz vor Schluss, als ich noch Kontakte zu Leuten vom Digitalen Innovationszentrum geknüpft hatte und zu hier hin Rostock ansässigen Spieleentwicklerfirmen und so. Da explodierte plötzlich so ein bisschen das Netzwerk – das war total schön, aber hätte natürlich eigentlich schon zwei Monate früher passiern können. Und dann hätten wir wahrscheinlich auch nochmal eine andere Reichweite gehabt.

Und dann wär es vielleicht auch nochmal eine Überlegung wert, ob es wirklich so klug ist, mit der Zielgruppe, die wir angepeilt haben, also Leute aus dem Kontext von Jugendverbandsarbeit – natürlich nicht exklusiv, aber das sind wir ja, ein Jugendverband, also ist es sinnvoll, auch solche Leute anzusprechen und das sind nunmal viele Schüler:innen und dann ist es vielleicht doch nicht so clever, das in den Sommerferien zu machen. Wir hatten gedacht, vielleicht ist das gar nicht so doof, weil man da immerhin frei hat und es haben ja nicht alle Urlaub, aber wahrscheinlich sind viele in dem Alter auch noch nicht so gepolt, dass sie sich eigenständig solche Aktionen raussuchen. Und dann hat man eben doch wieder eher die Älteren, so die 20+Generation und für die ist es dann ein bisschen egal, ob es in den Schulferien stattfinden oder nicht.

M: Ja, wobei – ob Schülerinnen und Schüler sich in der Schulzeit 48 Stunden Zeit nehmen können, um sich nur auf das Spiel zu konzentrieren, das ist halt dann auch wieder …

G: Das ist auch eine sehr gute Frage, ja.

Das nächste ist noch: Wahrscheinlich ist es sehr klug, wenn wir an solche Jugendlichen rankommen wollen, einfach auch zu sagen: „Ok, da gibt es Gruppe so und so, wir gehen vielleicht auch mal an eine Schulklasse ran und sagen: Hey, können wir das als ein Projekt machen mit eurem Lehrer zusammen oder eurer Lehrerin?“, weil dann einfach die Verbindlichkeit anders da ist.

M: Das war ja auch die erste Idee, die für einen analogen Game Jam sprach, weil wir in unserem Planungsteam auch darüber gesprochen haben, dass es ja dann, wenn so eine Jugendgruppe aufeinandertrifft und drei Tage auf einem Haufen ist, das gibt ja immer eine ganz andere Dynamik als wenn alle vor ihrem Computer sitzen. Also das ist auch eine schöne jetzt bei Discord, fand ich. Dann sind Leute irgendwann reingekommen und rausgegangen, konnten also ihre Zeit frei einteilen. Und wenn es analog gewesen wäre, wären sie halt die ganze Zeit da gewesen. Das hat also alles seine Vor- und Nachteile.

G: Beim Game Jam selbst, wie das dann oft so ist, war es für die, die da waren toll und hätten halt mehr sein können, aber an sich sind die drei Tage sehr gut gelaufen.

M: Ja. Aus unserem großen Organisationsteam sind je letztendlich nicht mehr viele übrig geblieben, die bei der Durchführung dann auch dabei waren, was auch daran liegt, dass wir schon vorher die Teilnehmendenzahlen gesehen haben, wo sich dann einige aus dem Orgateam gesagt haben „Ja ok, dann zieh ich mich raus.“, was auch verständlich ist und ich finde mit der Menge an Personen, die jetzt dabei waren, hat das gut geklappt. Georg und ich waren die meiste Zeit da und Stefanie war die Awareness-Verantwortliche. Die Teilnehmenden, die dann wirklich Spiele gemacht haben, waren dann zwar weniger, aber es war für trotzdem ein großer Lerneffekt und ich bin eigentlich ganz froh, dass wir es dann trotzdem nicht ausfallen lassen haben, sondern für die Leute, die da waren, es durchgeführt haben. Also wir haben was dabei gelernt und die Teilnehmenden haben Spiele entwickelt – das ist ja schonmal cool.

G: Ja, einerseits haben wir die Erfahrung gemacht, ganz viel gelernt, wie das geht und was man beim nächsten Mal besser machen kann und gleichzeitig haben wir auch diesen Eindruck gewonnen, wie toll das ist. Dann dabei zuzusehen, wie die kreativen Prozesse losspinnen und da was draus wird und dann auf dem Discord-Channel immer irgendwelche Bilder aufploppen, die die Teilnehmenden da sharen, um das weiterzuentwickeln – das war einfach total cool, dem beim Wachsen zuzusehen und da mitzuwirken, eine Atmosphäre zu schaffen, in der man sowas gut machen kann – das ist ja auch ein Vorteil. Beim nächsten Mal werd ich, wenn ich mit Leuten darüber spreche auch nochmal mit einer ganz anderen Begeisterung davon erzählen können, wie toll das ist, weil es eben so toll ist.

M: Ok, letzte Frage: Was sind deine Top3 Tipps, die einen Game Jam veranstalten wollen?

G: Auf jeden Fall sich frühzeitig Verbündete holen und dabei auch nicht die Angst haben, auch vermeintlich große Namen anzusprechen. Also ich hab tatsächlich Rückmeldungen von Menschen bekommen, wo ich es echt nicht erwartet hätte, die dann gesagt haben „Oh, das wär ja voll cool, aber ich hab grad ein Kind bekommen, das passt grad nicht, aber an sich würde ich das voll gern machen.“ und auch durchblicken haben lassen, dass auch beschränktem Budget sowas möglich ist, weil die Leute eben auch einfach Bock auf sowas haben und das toll finden und Interesse daran haben, dass es auch Nachwuchs in dieser Gamingbranche gibt.

Wenn ich schummle, waren das jetzt schon zwei Tipps. Und der dritte Tipp ist, noch ein bisschen besser Aufgaben zu verteilen. Aufgaben verteilen ist echt wichtig, damit nachher nicht alles in einer Hand ist. Es kann eben nicht einer alles machen. Und einfach frühzeitig auch Sachen parallel schon beginnen. Also nicht sagen „Wir arbeiten jetzt über die ganze Zeit alles nach und nach ab.“ – das ist ja so eine generelle Empfehlung für Veranstaltungsvorbereitung – sondern sagen: „Ok, frühzeitig gibt’s ein Team an Leuten, die sagen, wir kümmern uns um Design und Werbung, und Leute die einen Ablauf entwickeln usw.“ und dann ist es auch in der Vorbereitung letztlich weniger schleppend und man braucht wahrscheinlich auch weniger Vorbereitungstreffen für alle. Ich glaub für uns war das jetzt trotzdem ganz ok so, weil wir als Gruppe uns an dieses Thema rantasten mussten, weil das ja für alle in dem Team ein neues Feld war.

M: Danke dir für die Tipps. Gibt es noch was, was wir nicht besprochen haben, was du loswerden möchtest?

G: Ja. Grundsätzlich für alle Menschen, die Interesse haben an Games Erstellen und Gaming überhaupt: Meldet euch ruhig. Wir haben ja vor, die Discord-Gruppe weiter bestehen zu lassen und die darf gerne wachsen. Wir haben auch jeden Fall auch Lust, nochmal das zu machen mit einem Game Jam – also haltet die Augen auf! Und wenn ihr aber auch den Gedanken habt „Naja, ich will jetzt nicht gleich einen ganzen Gamejam machen, aber ich hab hier eine Schulklasse mit Leuten, die könnten sich mal mit Programmieren beschäftigen oder sowas.“ sprecht uns da auch gerne an. Da gibt es viele tolle Tools, mit denen man sowas ganz spielerisch machen kann. Also mal an einem Projekttag ein kleines Programm bauen mit Snap! z.B., aber es gibt auch ganz viele andere Möglichkeiten, das lohnt sich auf jeden Fall, da mal die Optionen durchzugehen, was man machen kann. Das ist alles kein Hexenwerk. Klar, es gibt die großen tollen Programme, das kann man natürlich nicht einfach aus dem Ärmel schütteln, aber man kann doch erstaunlich viel mit erstaunlich wenig Vorkenntnis bis zu gar keiner Vorkenntnis schon machen. Da würde ich einfach auch nochmal sagen: Nur Mut, das ist nichts, was irgendwie höhere Wissenschaft ist, mal einen Fuß ins Wasser zu stecken beim Thema Programmieren oder Spieleentwicklung.

M: Sehr gut.

G: Achso, eins möcht ich noch sagen: Wer das interessant fand mit Snap!, es gibt am 29. Juli bis 1. August die Snap!Con. Also einfach mal nach Snap!Con googlen, dann findet man das schon. Und da gibt’s halt einfach Leute, hauptsächlich aus dem deutschsprachigen Raum, aber nicht nur, die sich mit Snap! befassen und da alles mögliche, verrückte damit machen, das ist total faszinierend. Da kann man sich gut einen Einblick verschaffen und da gibt’s auch so ein paar Speeches und Workshops, die mehr für Einsteiger gedacht sind. Also wenn man sich vielleicht mal einen etwas umfassenderen Einblick verschaffen will, ist das nicht schlecht, bei der Snap!Con mal vorbeizuschauen. Ist glaub ich schon mehr gedacht für Leute, die das schon kennen, aber ich glaube, man kann da trotzdem auch reinschauen, wenn man das noch nicht kennt. Da gibt’s echt ganz tolle Sachen. Irgendwie Leute, die Stickmuster programmieren für ihre Nähmaschinen und solche Sachen und man kann auch irgendwie per Gestensteuerung einen Roboterarm damit steuern. Also, es geht sehr viel damit.

M: Also simples Tool, aber vielseitig einsetzbar. Den Link dazu werden wir euch natürlich auch wieder in die Shownotes packen. Gleichzeitig möchten wir euch aber auch darauf hinweisen, dass es neben dem Game Jam und neben dem Game Jam Hangout auch weitere ganz tolle Veranstaltungen gibt. Die meisten finden tatsächlich auch digital statt, das heißt ihr könnt auch gerne aus anderen Orten daran teilnehmen. Alle Termine findet ihr immer unter jmmv.de/termine und die nächsten Veranstaltungen, die jetzt anstehen, sind unsere DigiDonnerstage, die immer an jedem ersten Donnerstag des Monats stattfinden und DigiDienstage, die in der dritten Woche des Monats Dienstags stattfinden.

G: Nicht perse immer. 2 Wochen nach dem DigiDonnerstag am Dienstag dann.

M: Kompliziert, aber alle Termine seht ihr auf jmmv.de/termine. Die nächsten sind:
Am 5. August geht es um journalistische Ausbildung beim NDR.
Dann am 17. August sprechen wir darüber, welche Inhalte gut auf Social Media funktionieren.
Dann geht es weiter am 2. September. Da spricht Georg mit euch über digitale Kollaboration mit Wechange. Das heißt, wenn ihr dieses digitale Tool kennenlernen wollt, seid ihr auch da herzlich willkommen.

Das waren jetzt erstmal die nächsten Termine. Der DigiDonnerstag und die DigiDienstage finden immer von 16:30Uhr bis 18:00Uhr statt. Digital und wie gesagt kostenlos. Ihr seid herzlich willkommen, schaut auf jeden Fall mal auf unsere Terminseite, dort findet ihr auch dann immer die Links zur Anmeldung. Wir freuen uns drauf!

G: Ich würd den 5. August, weil das der nächstliegende Termin ist, nochmal pitchen. Da haben wir Diana Dlugosch vom NDR zu Gast. Die leitet da mit jemandem anderen zusammen die Personalentwicklungsabteilung und die kann richtig gut erklären, wie eine journalistische Ausbildung, das Volontariat beim NDR ablaufen kann. Die hat auch einen Einblick in andere Ausbildungszweige, aber das ist ihr Hauptfeld. Also alle, die irgendwie im Kontext von TV oder Radio journalistisch arbeiten wollen, oder in diese Richtung gehen wollen, ist das bestimmt mega spannend, weil sie eben auch sehr konkret sagen kann, nicht nur, was man da so macht, sondern auch was die nötigen Schritte sind, um da hinzukommen und was sind Möglichkeiten, um dahinzukommen, die vielleicht auch ein bisschen Ausnahmewege sind. Also da hat eben direkt jemand Verantwortlichen an der Hand, den man fragen kann: „Bei mir ist das so und so, ich hab diese Referenzen gar nicht. Oder ich kann bei diesem Termin gar nicht. Gibt’s da nicht trotzdem Wege?“ Und vielleicht gibt’s ja dann sogar Wege.

M: Genau, das könnt ihr da rausfinden und eure Fragen immer stellen natürlich. Das ist das Format dafür. Vielen Dank nochmal Georg für deine Einblicke zum Game Jam und danke euch liebe Zuhörenden für das Zuhören.

G: Ich muss das nochmal sagen an die Zuhörenden: Ihr könnt schon immer echt sehr gut zuhören.

M: Wenn es euch gefallen hat, dann abonniert uns und schreibt uns eine nette Bewertung, Kommentar oder Nachricht.
Wie schon gesagt, alle Infos und Links zu dieser Folge findet ihr in den Shownotes oder unter www.jmmv.de/podcast. Bei Fragen oder Anregungen zu dieser Folge oder zu generell zum Podcast oder generell zu digitaler Jugendbeteiligung, schreibt uns gerne eine Mail an . Dankeschön. Tschüß.

G: Tschüß.


Die Spielidee von Louisa – der Roboter-Schlussverkauf.

Shownotes:
Eindrücke vom Game Jam: Instagram & Website-Beitrag

Interesse am GameJam Discord Server? Schreibt uns eine Mail an

Tool: Snap!
Tipp: SnapCon

Spielkartenfabrik Stralsund
Veranstaltungspartner:
LSVD Queer
rat+tat Rostock e.V.
Schweriner Jugendring
Rostocker Stadtjugendring e.V.

DigiDonnerstag + DigiDienstag unter jmmv.de/termine

Talk & Tools:
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Beitrag vom 26. Juli 2021