16 | Jugendarbeit Aktuell


Mit Teresa und Sabine sprechen wir in dieser Folge über Jugendarbeit während des Lockdowns und wie es danach weitergeht. Teresa von Jan ist Amtsjugendpflegerin im Amt Grabow und Sabine Wendt ist Schulsozialarbeiterin an einer Regionalschule in Grabow. Gemeinsam haben sie digitale Angebote für Kinder und Jugendliche auf die Beine gestellt. Sie erzählen von ihren Erfahrungen in der aktuellen Jugendarbeit, den Hindernissen und Ideen für die Zukunft.

Moin und herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von Talk & Tools – der Jugendbeteiligungspodcast.

Katha: Heute sind Marie und ich nicht alleine im Podcast sondern haben zwei Gäste. Heute sind da:

  • Teresa von Jan, Amtsjugendpflegerin im Amt Grabow und
  • Sabine Wendt, Schulsozialarbeiterin an der Regionalen Schule Friedrich-Rohr in Grabow

Herzlich Willkommen!

Warum haben wir uns heute Gäste eingeladen? Unsere heutige Podcastfolge nimmt noch mal das Thema auf Jugendarbeit in den Zeiten von Corona und Sabine und Teresa waren in den letzten Wochen auch bei unseren Digitalschnack Jugendarbeit mit online, wo wir uns mit anderen Menschen aus der Jugendarbeit in Mecklenburg-Vorpommern ausgetauscht haben über die Situation, wie Jugendarbeit gerade gestaltet werden kann, was es so für Herausforderungen gibt und was vielleicht auch gut läuft.

Und ich durfte in den Osterferien bei euch auch einmal zu Gast sein und mit euch einen Oster-Actionbound bauen. Und wir können verfolgen, dass ihr auch auf Facebook und Instagram viel aktiv seid, wie ja viele andere Leute in der Jugendarbeit gerade auch. Heute wollen wir mit euch darüber sprechen, wie ihr Jugendarbeit erlebt habt in den letzten Wochen, gestaltet habt und was ihr so darüber denkt.

Sabine: Sehr gerne.

Marie: Wollt ihr erst noch mal euch und eure Arbeit ein bisschen genauer vorstellen?

Teresa: Ja, also ich bin Teresa, die Amtsjugendpflegerin im Amt Grabow und wenn jetzt nicht gerade Corona-Zeit ist – wobei auch in der Corona-Zeit – bin ich für die Kinder- und Jugendarbeit in ganzen Amt Grabow, das sind zwölf Gemeinden und die Stadt Grabow, zuständig. Und das ist sozusagen die Organisation von Veranstaltungen oder von Tagesfreizeiten und Feriencamps aber auch Projektarbeit oder Initiativgruppen, das ist ganz unterschiedlich. Genau, also sowohl Organisation als auch direkt Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen.

Sabine: Ja, ich bin jetzt zehn Jahre schon Schulsozialarbeiterin an einer Regionalen Schule, das heißt ja, dass da Kinder zur Schule gehen im Alter von meistens so 10 bis manchmal dann 18, also fünfte bis zehnte Klasse. Ja, meine Aufgaben sind da die klassischen Aufgaben einer Schulsozialarbeiterin, dass man viel auch Einzelarbeit macht aber eben auch Projektarbeit und in dem Zusammenhang arbeite ich jetzt sehr viele Jahre ganz eng auch mit Teresa zusammen.

Katha: Ja, erzählt mal. Wie habt ihr in den letzten Monaten eure Jugendarbeit, eure Aufgaben gestalten können?

Teresa: Ja, ich würde vielleicht anfangen zu erzählen. Es hat uns dann ja doch tatsächlich alle etwas überrollt, dass es dann so plötzlich kam und Zack auf Zack irgendwie dann die ganzen Jugendclubs geschlossen und die ganzen Angebote irgendwie zurückgefahren wurden und wir konnten sehr schnell feststellen, dass Absagen schneller geht als Organisieren. Es war ja dann auch gerade vor der Osterzeit, sodass also auch das Ostercamp, was eigentlich schon eine große Tradition hat, auch leider abgesagt werden musste. Und dann haben wir aber, Sabine und ich, uns schnell zusammen-telefoniert und haben nach Ideen gesucht, wie wir jetzt die Kinder und Jugendlichen trotzdem erreichen, weil ja auch schnell klar war, das wird jetzt nicht gleich in einer Woche irgendwie wieder vorbei sein. Sondern der erste Zeitraum der Begrenzung war ja auch, glaube ich, dann schon fünf oder sechs Wochen lang.

Dann sind wir darauf gekommen, auch weil das hier in Schwerin zum Beispiel… also ich wohne ja in Schwerin und verfolge da auch, wie da so die Jugendarbeit läuft. Und da wurde zum Beispiel auch das Skype-Angebot gemacht. Also Online-Treffen für die Jugendlichen. Und dann haben wir überlegt, wie wir das bewerben könnten und was wir dann anbieten könnten. Also das bereitzustellen ist ja das eine, aber man muss es ja auch irgendwie mit Leben füllen. Genau, und dann haben wir schon in der ersten Lockdown-Woche sozusagen begonnen mit unserem Angebot und das dann immer wieder angepasst aber seitdem waren wir tatsächlich täglich, am Anfang sogar auch an den Wochenenden, mindestens zwei- bis dreimal am Tag online für die Jugendlichen da. Sabine, vielleicht erzählst du ein bisschen zu dem konkreteren Programm?

Sabine: Ja, ich will aber vielleicht auch nochmal da ansetzen, dass es am Anfang echt auch eine große Hürde war für uns. Also obwohl wir ganz schnell in die Puschen gekommen sind, wir brauchten eigentlich nur zwei Tage um uns erst mal selber so ein bisschen wieder zu justieren wie „Was machen wir jetzt mit der Situation?“, haben wir aber auch gleich von Anfang an viele Hürden bemerkt. Sodass wir echt überlegen mussten: Ist Skype auch die richtige Plattform? Ist das konform mit den Datenschutz? Da haben wir viel diskutiert. Also wir haben in den ersten zwei Tagen sehr, sehr viel Zeit für uns erst mal selber gebraucht, um einen Weg zu finden und auch Entscheidungen zu treffen. Also es war auch für uns immer gar nicht so einfach, man muss ja persönliche Entscheidungen treffen, man muss gucken, was hat das mit dem Arbeitgeber zu tun und mit dem Datenschutz und wie erreicht man trotzdem die Jugendlichen. Da brauchten wir echt zwei Tage, die wir ganz intensiv geguckt haben, was ist möglich.

Und das hat uns aber auch trotzdem beflügelt, weil was wir sofort hatten, waren viele Ideen, was man machen kann. Also wir mussten erst so den Rahmen für uns stecken, um selber in den Gang zu kommen, aber die Ideenflut, die war sofort da. Uns sind ja auch wirklich gute Sachen eingefallen, die umsetzbar sind, wo wir es vorher auch nicht genau wussten. Wir haben es dann einfach mal gemacht und ausprobiert und haben festgestellt: Ja, man kann auch an unterschiedlichen Orten sein und backen oder kochen, wenn man andere teilhaben lässt. Also die konnten trotzdem zugucken und konnten dann bei unseren Lives dann mitagieren. Oder basteln geht wunderbar, haben wir festgestellt. Oder solche Dinge wie einen Actionbound zusammen machen mit Katha, da hast du ja auch deine Erfahrungen mit gemacht. Das geht alles ganz toll. Da haben wir uns einfach jedes Mal neu überlegt, was könnte gefallen, wie ist es umsetzbar und trauen wir uns, das einfach zu machen jetzt. Das war so ein bisschen unser Weg. Und da haben wir wirklich für fast jeden Tag ein neues Programm gehabt.

Katha: Ihr habt gesagt, ihr wart am Anfang jeden Tag und auch am Wochenende online so zwei- bis dreimal. Habt ihr alle Stunden, die ihr online wart, thematisch gefüllt? Oder gab‘s noch andere Themen, die wichtig wurden für die Jugendlichen?

Teresa: Naja, grundsätzlich war ja der Raum zum Gespräch immer da. Also auch wenn wir ein Angebot geplant haben, war ja erst mal die grundsätzliche Abfrage „Wie geht‘s euch aktuell?“ und „Was steht an?“. Man musste ja auch, oder man muss es ja auch nach wie vor irgendwie flexibel bleiben. Also wir hatten zum Beispiel dann relativ schnell eine Zeit eingeplant für Schulzeit, also wo wir unterstützt haben bei den Aufgaben, die sie von der Schule bekommen haben und da waren natürlich immer die Zwischengespräche nicht nur inhaltlicher Natur „Wie geht‘s euch mit den Aufgaben?“ „Kommt ihr da klar?“ sondern auch mit der Masse der Aufgaben oder „Wie sortiert ihr euch da?“ oder „Wie geht‘s euch gerade zuhause in der Situation?“ – dafür war natürlich auch immer Raum da.

Und inhaltlich gefüllt würde ich mit Jein beantworten, weil wir ja natürlich auch so eine Position gelassen haben, wie den Punkt Freizeit. Also 15 bis 16 Uhr, das hat sich auch so etabliert, das ist auch nach wie vor noch so, machen wir immer Freizeit und da kommen wir auch mit den Kindern ins Gespräch, „was wollt ihr heute spielen?“. Da gibt‘s ja auch schönes Spielangebot sowohl, ich sag mal, quasi-analog, wo jeder den Zettel und den Stift vor sich liegen hat, als auch digital, wo du dann den Link teilst oder so.

Sabine: Ja, also wir haben schon gemerkt, dass wir vielleicht einmal auch was Thematisches anbieten. Dann können sich die Kinder einloggen, die genau das gut finden. Also ich sag mal, dass wir auch eine Zeit hatten, wo vorher schon immer klar war, derjenige, der sich einloggt, der wird dann mit uns basteln zum Beispiel. Das waren dann so verschiedene Zeiten, einmal diese offene Spiel-Freizeit-Zeit aber dann eben auch immer was Thematisches und da haben wir auch viel überlegt. Wir kannten ja auch unsere Jugendlichen, was könnte denen gefallen. Wir hatten ja schon Vorerfahrung, wir konnten ja an Beziehungen, die wir schon zu denen haben, andocken und haben dann auch geguckt, wie können wir denen etwas bieten, wo sie auch wirklich Spaß dran haben und Lust drauf haben. Und wir haben auch viel immer gefragt, was könntet ihr euch noch vorstellen, was sollen wir vielleicht noch organisieren für nächste Woche? Und dann haben wir unser Programm deswegen auch immer angepasst und dadurch ja auch immer größer gemacht. Und das mit der Schulzeit, das hat sich wirklich schnell herausgestellt, weil wir gemerkt haben, dass da große Schwierigkeiten auch sind im Verstehen der Aufgaben. Die Kinder hatten ja jetzt keinen Ansprechpartner mehr, also sie waren zu hause, sie hatten vielleicht noch die Eltern als Ansprechpartner und das war dann ganz gut, dass sie uns auch dafür genutzt haben, ihre Fragen zu stellen. Und der Vorteil, dass wir das zusammen gemacht haben, war auch nochmal, dass wenn ein Fünftklässler dabei war, der Mathe machen wollte und ein Neuntklässler, der vielleicht gerade Geschichte hatte, dass wir uns dann auch in unterschiedliche Räume begeben konnten und auch einzeln mit denen arbeiten. Gleichzeitig ist auch was Tolles entstanden, dass wenn manchmal drei oder vier Leute im Chat waren bei der Hausaufgabenzeit, haben die Kinder sich auch untereinander geholfen. Das war auch ganz toll, ja.

Katha: Kannten die Kinder oder die Jugendlichen, die mit euch online waren, sich auch schon alle vorher oder sind da neue Verbindungen entstanden?

Sabine: Ja neue Verbindungen in der Form, dass sie manchmal in der Art und Weise so intensiv sich nicht kannten. Natürlich waren viele dieser Kinder Schüler an meiner Schule und man kennt sich vom Sehen. Aber es ist nicht so, dass die Kinder untereinander in der Schule analog hätten überhaupt mal miteinander geredet. Also das ist ja auch was ganz Tolles, was sich daraus ergeben hat. Oder es ist auch so, dass sich da Schüler, die gar nicht mehr an meiner Schule sind, Ehemalige sind das dann, die zum Gymnasium gegangen sind, aber auch den Weg gefunden haben in unseren Chat. Die konnten zum Teil auch wieder andocken an etwas, das ist toll.

Was wir gemerkt haben, ist, es war nicht einfach, Kinder zu akquirieren, dass die dazukommen können, mit denen wir nicht vorher schon selber in einer Beziehung waren. Wir hatten glaube ich zwei dabei, da kannte Teresa die nicht und ich kannte sie auch gar nicht. Die kamen aus dem Eldena-Bereich, aus ihrem Amtsbereich ja, aber sie waren nicht Schüler meiner Schule, aber sie haben sich trotzdem getraut, einfach mal dazuzukommen. Also das war auch etwas für uns ganz Wunderbares, allerdings ist das so die Ausnahme. Meistens haben wir doch angedockt da, wo schon Beziehungen sind. Das ist glaube ich auch überhaupt eine Hürde beim digitalen Arbeiten in der Jugendarbeit, was andere Kollegen bestimmt auch gemerkt haben, dass das wirklich nicht so einfach ist, weil da ganz viele unterschiedliche Gründe dazu führen, dass sie sich dann nicht eingeloggt haben.

Katha: Also von Seiten der Jugendlichen, hast du gerade gesagt, ist es schwierig, wenn die euch noch nicht kannten, dann gibt‘s keinen großen Run irgendwo online zu kommen zu Leuten, die ich nicht kenne. Gab es irgendwie andere Herausforderungen auf Seiten der Jugendlichen mit euch online zu sein?

Teresa: Auf jeden Fall. Es gibt ja die grundsätzliche Hürde erst mal irgendein technisches Endgerät zu besitzen, um online gehen zu können. Das haben die meisten, aber auch nicht alle. Die nächste große Hürde, wo man die nächsten Leute leider ausgesiebt hat, war die Tatsache: man brauchte Internet. Also es gibt Kinder, die haben ihr eigenes Datenvolumen, was aber so gering ist, dass das keine Skype-Konferenz durch trägt, und die kein WLAN zuhause haben. Da war dann auch die Überlegung, einen Hotspot bereitzustellen. Das war ja aber in den Hochzeiten von Corona auch nicht möglich, weil man damit ja befeuert hätte, dass sie sich wieder an irgendeiner Stelle treffen. Also das war tatsächlich auch leider ein Ausschlusskriterium für manche. Und trotzdem ist ja die Hürde dann außerdem: hab ich ein Handy und hab ich Internet? Muss ich mir die App runterladen? Muss ich mir einen Account dort anlegen? Und ich muss irgendwie Teresa kontaktiert haben, dass sie mir den Link schickt, um bei diesem gemeinsamen Raum, den wir online bereit gestellt haben, auch dabei zu sein. Also es sind schon eine Menge Hürden und ich glaube, das ist auch der Grund, warum wir … die Jüngsten von sind von uns sechste Klasse, die jetzt gerade aktuell dabei sind, weil das ist dann ja klar, die Jüngeren würde man dann wiederum nur über die Eltern erreichen, die dann den Account bereitstellen müssten oder so. Also es ist trotzdem klar, dass man nicht alle erreicht.

Sabine: Darüber hinaus waren da aber noch mehr Hürden. Also Eltern spielen da auch trotzdem noch eine Rolle, auch bei den Älteren. Es war ja so, dass wir dann später auch bei uns auf dem Schulhof, als dann die Schule wieder angefangen hat, sind wir auch mal in die persönliche Bewerbung gegangen. Also wir haben die Kinder und Jugendlichen noch mal persönlich angesprochen. Und das was manchmal so zurück kam, war, dass auch Eltern, die müssen ja schon auch wissen, was ihre Kinder tun und da den Kindern auch vorher schon auf den Weg gegeben haben „du lädst dir überhaupt nichts alleine runter“ oder „wir wollen das nicht und mit Videokonferenz schon mal gar nicht“, weil man ja auch Einblick hat in die Familie. Das darf man überhaupt nicht vergessen. Also da ist auch so etwas Scham-Besetztes dran, dass man natürlich durch eine Videokonferenz weiß, wie leben die, wie sieht das Kinderzimmer aus, es läuft mal eine Oma vorbei oder ein Geschwisterteil oder die Mama schimpft mit einem Geschwisterteil im Nachbarraum. All das ist ja etwas, was sehr sehr persönlich ist und was man auch freiwillig hergeben möchte. Und da auch sind große Hürden.

Ich glaube auch, dass viele Kinder, selbst wenn sie das Equipment hatten, schon auch sich manchmal gar nicht zugetraut haben, das alleine für sich in Gang zu setzen. Also alleine sich diese App runterzuladen und dann das alles so einzurichten. Mit dem Klientel, mit dem wir es so zu tun haben, ist so meine Erfahrung, die sind da nicht gut bewandert. Also sie wussten schon was Skype ist, das wussten schon manche. Das war auch mit ein Grund, warum wir uns für eine Plattform entschieden haben, die schon mal mehr in aller Munde ist. Aber trotzdem sind da, ich sage mal, persönliche Hemmschwellen, weil sie es nicht gewohnt sind. Manche Kinder kannten Skype, weil sie mit ihrem Papa, mit dem sie nicht zusammenleben, schon immer den Kontakt so gehalten haben. Sie sind natürlich viel offener und viel sicherer da rangegangen und nutzen das auch besser. Aber ich glaube, diese Hürde muss man mit auf dem Plan haben. Also es geht nicht nur um die Technik und die Infrastruktur, es geht vor allem auch um dieses ganz Persönliche, was da eine Rolle spielt.

Teresa: Es ist ja auch so, dass sie dich im Alltag ja auch nie anrufen würden, also im normalen Nicht-Corona-Alltag hätten sie dich als Jugendsozialarbeiterin, als Schulsozialarbeiterin ja auch nie angerufen, das ist ja auch noch mal so eine ganz komische Situation plötzlich.

Sabine: Ja und wenn ich dann mal so auf unsere Gruppe, die wir dann doch gefunden haben oder die uns gefunden haben, mal so gucke, das sind oft Kinder, die auch im normalen Leben nicht über eine große Freundschaftsgruppe oder Peer Group verfügen sondern eher schon immer aus ganz unterschiedlichen Gründen eher so für sich alleine sind oder ganz wenig Kontakte haben. Die haben aber eher den Weg zu uns gefunden. Die anderen, die schon immer Draufgängerisch mit ganz vielen Menschen sich umgeben haben, die sind es nicht. Sondern es sind die Anderen, die eher doch viel für sich alleine ausmachen müssen und die haben dann auch eher den Weg zu den Erwachsenen gefunden.

Katha: Vielleicht sind es genau die, die euch dann in dem Moment auch gebraucht haben und für die Anderen war vielleicht der Bedarf nicht so groß oder es gab irgendwie Hürden. Ich finde das gerade auch nochmal ganz spannend und ganz wichtig, was du gesagt hast, gerade diese persönlichen Einblicke, die man ja bekommt in Zimmer. Also ich kann sagen, dass ich auch in meinem Homeoffice, das Zimmer, aus dem ich die meisten Videokonferenzen gemacht habe in den ersten drei Wochen mindestens zwei Mal komplett umgeräumt habe auch mit dem [Gedanken]: Was streame ich denn eigentlich ins Internet? Und wenn ich jetzt mit meinen Kollegen zusammensitze, die wir uns sowieso gut kennen ist es ok aber man befindet sich ja so auch in vielen Videokonferenzen mit Leuten, die man nicht kennt. Manchmal werden Screenshots gemacht. Da muss man dann nochmal überlegen, was will ich alles zeigen und die Möglichkeit haben die Jugendlichen ja nicht, sich immer ein ruhiges Eckchen zu suchen.Ich glaube, das hatten wir auch beim Actionbound so. Dann springen da noch die Geschwister mit rum, was auch schön ist, aber es ist ja auch nochmal eine andere Situation, als würde ich in einen Jugendclub kommen und mit dir in Ruhe reden können oder ich bin mit dir online und ich weiß, die Eltern sind nebenan und die Geschwister, das heißt ja auch, ich kann bestimmte Themen nicht so gut ansprechen. Auf jeden Fall nicht in der Situation, wo ja viele Leute auch mithören können. Das finde ich auch nochmal wichtig.

Teresa: Wobei man auch trotzdem gemerkt hat, dass die Jugendlichen das auch ganz viel genutzt haben eben um Gespräche zu führen. Wir hatten zum Beispiel bei der Schulzeit auch ganz oft die Kinder mit online, obwohl die gar keine Unterstützung bei den Schulaufgaben brauchten, sondern weil sie nicht alleine sein wollten. Also sie haben sich sozusagen zugeschaltet, haben an ihrem Schreibtisch gesessen, ihre Aufgaben gemacht und hätten jederzeit die Möglichkeit gehabt, uns zu fragen und waren aber einfach nur da, damit irgendwas passiert oder irgendwer im Hintergrund redet, weil sie ja manchmal dann doch allein zuhause waren, wenn die Eltern gerade arbeiten waren oder so.

Katha: Die haben dann klassisches Coworking mit euch zusammen gemacht, um nicht alleine zu arbeiten.

Sabine: Ja, und eine Hürde, die haben Teresa und ich ganz ganz schnell überwunden und ich glaube, die ist aber bei anderen auch vielleicht da. Das ist das, dass man ja das eigene Knowhow ja auch erst mal aufstocken musste. Also da haben wir voneinander ganz doll profitiert. Also ich sage mal ganz ehrlich, ich habe immer gedacht „naja, so ganz blöd biste auf dem Thema nicht“, aber ich musste alles lernen. Also Instagram hatten wir auch noch nicht und ich habe auch noch nie vorher eine Live-Konferenz gemacht so in dem Sinne. All das ganze Knowhow und auch das eigene Equipment musste man dafür ja auch erst mal als Ressource haben. Aber da konnten wir uns gegenseitig so schnell ergänzen, das war wunderbar. Diese Hürde konnten wir ganz schnell nehmen. Ja, das ist aber bei vielen eben keine Selbstverständlichkeit.

Teresa: Man hat aber auch viel von den Jugendlichen lernen können. Wir haben ja auch gerade zum Beispiel Onlinespiele oder so auch gemeinsam mit den Jugendlichen entdeckt und ausprobiert. Also es ist ja für uns nicht irgendwie unangenehm gewesen, dann zuzugeben, dass wir gerade nicht wissen, wie es funktioniert, sondern es einfach auch gemeinsam auszutesten hat auch total viel Spaß gemacht.

Katha: Du hast gerade gesagt, ihr musstet das für euch das mit der Technik und der Medienkompetenz nochmal erweitern und vorhin hast du erzählt es war auch auf der Seite der Jugendlichen wichtig. Wenn wir uns hätten auf diese Situation vorbereiten können oder auch wenn viele das Digitale noch anders im Blick gehabt hätten vorher, hätte man bestimmte Sachen ja auch gemeinsam schon üben können. Wenn wir Trainings machen für den Umgang mit digitalen Medien, dann ist es ja auch am schönsten, wenn wir in einer Live-Situation gemeinsam in einem Raum testen können, wenn man helfen kann „hier musst du drücken“, „wenn du das machst, kannst du da deine Einstellungen ändern“ und das ist ja schwierig, wenn man das nicht zusammen geübt hat und wenn man nicht gemeinsam eine Plattform schon vorher etabliert hat. Also das habe ich ganz viel gemerkt, dass mit Sachen, weil ich damit schon ganz lange arbeite, das einfach jetzt ganz einfach war, die weiter zu machen. Aber dass eben ganz viele, die das vorher noch nicht hatten, dann plötzlich sehr sehr viel lernen mussten und eben die Jugendlichen ja auch lernen mussten, bestimmte Plattformen oder Apps zu bedienen oder wie Sachen gehen. Ich glaube, es hatten ganz viele Leute eine steile Lernkurve, die das auch genutzt haben und auch ganz viel in den kollegialen Austausch gegangen sind und auch zu den Jugendlichen gegangen sind. Aber es wird bestimmt noch einige geben, die das nicht geschafft haben aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Teresa: Aber ich glaube gerade, dass man das jetzt so genutzt hat und so austesten konnte, haben Sabine und ich tatsächlich auch schon festgestellt, auch wenn das jetzt alles wieder sozusagen in ein „normaleres“ Leben jetzt wieder zurück geht, so ganz drauf verzichten möchten wir da ja jetzt auch nicht mehr drauf. Also Sabine hatte es ja auch vorhin gesagt, wir haben in der Gruppe jetzt auch Jugendliche zusammengeführt, die so gar nicht miteinander was zu tun gehabt hätten. Und wir überlegen tatsächlich auch, was für eine Form – also natürlich nicht in dem Ausmaß, wie man es jetzt gerade noch handhabt, aber – was für eine Möglichkeit haben wir, sozusagen so Online-Sprechstunde (das klingt jetzt natürlich nicht ganz so schickt) aber irgendwie Online-Angebote aufrecht zu erhalten, weil es tatsächlich ja auch für den ländlichen Raum die Fahrtwege ungemein verkürzt und für die Kinder und Jugendlichen manchmal dann die Teilhabe wieder ermöglicht, weil sie eben sonst nicht die Möglichkeit hätten, weil Mama und Papa sie nachmittags nicht mehr fahren können oder so. Also das ist auch was, was ich als eine ganz große Bereicherung empfinde, dass man da jetzt noch mal auch einen anderen Pool an Jugendlichen hat und die jetzt auf diesem Wege da gut erreichen kann.

Katha: Gibt es noch was anderes oder Ideen, wo ihr sagt, das nehmt ihr aus der Corona-Zeit in eine hoffentlich Nach-Corona-Zeit, wo nicht mehr nur alles digital stattfinden muss, noch mit?

Teresa: Ja, tatsächlich auch so ein bisschen das Austesten, was du gerade gesagt hast, Katha. Dieses „Hätten wir es vorher gewusst, hätten wir das mit denen vielleicht ein bisschen geübt.“ Also wir planen jetzt in der zweiten Ferienwoche ein Projekt, das heißt „Bücherwurm trifft Sketchnotes“, das ist gefördert über Demokratie Leben, über die Mikroprojekte vom Kreisjugendring Ludwigslust-Parchim. Und da hatten wir die Möglichkeit, Tablets anzuschaffen, die wir den Jugendlichen dann bereitstellen können. Und Stifte dazu. Also dass wir digitales Zeichnen machen können. Und diese Treffen werden auch zum Teil dann bestimmt in einer Form analog stattfinden können, um das alles zu zeigen und so weiter, aber wir haben halt auch die Möglichkeit dann, ein zweites, drittes Treffen wie auch immer online zu machen und da dann weiter dran zu arbeiten. Also ich glaube, diese Mischform in irgendeiner Form zu erhalten und schon auch noch ein bisschen mehr das Digitale in die Arbeit einfließen zu lassen, das ist auf jeden Fall etwas, was hängen bleiben wird.

Sabine: Ja, also ich sehe das sogar so, dass es nicht nur hängen bleibt sondern dass es total erforderlich wird. Ich meine mal, die Erkenntnis, dass die Medienkompetenz in irgendeiner Form, gibt ja auch verschiedene Ebenen dafür, dass die doch noch mehr einen Stellenwert auch in unserer Arbeit haben muss, das wussten wir vorher. Also wir haben auch vorher schon auch durch andere Projekte, die wir gemeinsam gestaltet haben, sei es der Actionbound, den wir erstellt haben mit Jugendlichen durch Grabow, oder auch Fotoworkshops und solche Dinge, das haben wir … diese Erkenntnis, dass wir da was anbieten wollen und müssen, weil woanders es zu wenig gemacht wird.

Also ich nehme da jetzt mal das Thema Schule mit rein. Meine Schüler werden nicht gut vorbereitet auf die Zeit, in der sie schon lange leben. Wir leben ja schon lange im digitalen Zeitalter. Durch Corona ist das jetzt nochmal mehr nach oben geschwemmt, dass sich da mehrere Leute mal wirklich auf den Weg machen müssen. Und noch ist es aber leider so, dass wir auch an unserer Schule nicht die Ausstattung dafür haben, dass sich auch selbst das Bildungssystem also sprich die Lehrer da auf den Weg machen könnten. Und das hoffe ich einfach, dass das vielleicht in den nächsten – und jetzt versuch ich mal realistisch zu sein – in den nächsten Jahren dann vielleicht passiert. Bis dahin muss es aber von irgendwem, der jetzt vielleicht schon paar Schritte weiter ist (und da zähle ich uns jetzt einfach dazu, Teresa und mich) dass wir auf unserer kleinen Ebene, da wo uns was möglich ist, dass wir da weiter voranschreiten.

Und dass wir jetzt in dieser Coronazeit auch neue Projekte für uns, wo es um digitale Arbeit geht, schon konzipiert haben, hat ja auch was mit unserem eigenen Anspruch zu tun und dass wir einfach auch gut vernetzt schon sind, dass wir daran festhalten können, dass wir wissen, wo wir Gelder und Fürsprecher genau dafür bekommen können. Ja, ich denke mal, das werden wir und müssen es auf jeden Fall weiter so machen. Da werden wir auch viele Ideen wahrscheinlich noch zu entwickeln, weil die Angebote um unsere Kinder und Jugendlicher herum einfach zu wenig da sind. Die Möglichkeiten selbst an Schule dann sind einfach zu wenig da und sie haben ein Anrecht darauf, Teil zu haben auch an der heutigen Welt, wie sie heute tickt.

Teresa: Und auch trotzdem, es gibt ja viele, die die digitale Arbeit dann so verteufeln und sagen, „das macht ja den analogen Kontakt kaputt“ und so weiter. Das eine schließt ja auch das andere nicht aus, außer wir haben gerade Corona Lockdown, dann schließt das eine das andere aus. Aber grundsätzlich finde ich ja eine Kombination daraus so wichtig. Also man hat es in der Corona-Zeit so bedauert, dass man die Zeit vorher nicht hatte, um die Sachen mit den Kindern gemeinsam zu erarbeiten und du irgendwie aus der Ferne quasi fernsteuernd lenken musstest und sagen musstest „Jetzt drück hier drauf und drück da drauf und dann kriegen wir das gemeinsam hin“. Aber das tatsächlich anzugehen und auch wirklich fester zu etablieren, ist eigentlich auch ein schönes Output von Corona, dass man da jetzt so zwangsweise reingeworfen wurde, sonst hätte man es vielleicht immer noch weiter nach hinten geschoben.

Katha: Ihr habt gerade schon so ein bisschen erzählt, dass es hilfreich auch gewesen wäre, wenn auch Schule darauf vorbereiten kann. Das ist ja auch komplex und es hat unterschiedliche Gründe, warum das an machen Schulen gut geht und an manchen noch nicht oder manche sich jetzt auch erst gerade auf den Weg gemacht haben. Hättet ihr euch noch andere Unterstützung gewünscht? Oder von wem? Oder könnt ihr vielleicht auch sagen, wo ihr vielleicht auch Unterstützung bekommen habt?

Teresa: Unterstützung im Sinne von – ich sag‘s jetzt mal so platt – finanziellen Ressourcen, die sind, glaube ich, in der ganzen Corona-Zeit in meiner Wahrnehmung nach sehr gut bereit gestellt worden. Du hattest unterschiedliche Töpfe, die sehr schnell so ausgerichtet wurden, dass du für Projekte entsprechend online angepasst natürlich Geld beantragen konntest. Aber es war auch eine große Hürde, wir haben nämlich auch versucht, Projektgelder zu akquirieren, dann tatsächlich für das Equipment an sich. Also dass sie das Projekt fördern und so weiter, das ist kein Problem, aber das Equipment anzuschaffen, ist dann an manchen Stellen schon eher eine Hürde gewesen. Aber ohne Equipment ist es halt auch schwer möglich.

Katha: Gab es sonst andere Kreise, andere Kollegen, Internetseiten, die geholfen haben? Oder gibt‘s sozusagen in dem Umfeld was, wo du dachtest so „das hätten wir eigentlich auch noch gut gebrauchen können“ oder „das hat sich jetzt erst in dieser Zeit aufgebaut. es wäre auch gut gewesen, wenn das schon da gewesen wäre.“?

Teresa: Na, was ich gut fand, war …. aber da bin ich und auch Sabine beides Menschen, die sehr gut vernetzt sind und deswegen haben wir darüber auch sehr viele Informationen bekommen über sämtliche Online-Videokonferenzen, sei es auf Bundesebene, sei es der Digitalschnack, sei es das Tool-Feuerwerk, was ihr angeboten habt, …
Also Angebote gab es ja unfassbar viel, wenn man gut vernetzt ist und sie bekommen hat. Wir haben verschiedene Online-Weiterbildungen gemacht, die einem natürlich auch unfassbar weiter geholfen haben, was ja auch super hilfreich ist. Aber ich weiß auch, dass es Kolleginnen und Kollegen gibt, die nicht so gut vernetzt sind und die das dann unter Umständen gar nicht mitbekommen haben. Wie man das dann jetzt löst, ist natürlich eine andere Herausforderung.

Sabine: Was ich auch wirklich als Hilfe und Unterstützung empfunden habe, ist, was an Weiterbildungen in der Corona-Zeit angeboten wurde. Aber das hat Teresa schon gut gesagt, es hängt ja immer an der Person selber. Ist man selber schon bereit dazu, sich auf den Weg zu machen und ist man vorher schon vernetzt oder weiß, wen ich sonst fragen kann, damit ich an Informationen komme. Also dadurch dass es bei mir so ist, konnte ich das wunderbar für mich nutzen. Ich glaube, so viel Wissenszuwachs, wie ich in diesen Woche jetzt dazubekommen habe, hätte ich, glaube ich, sonst drei Jahre für gebraucht, ganz ehrlich. In ganz vielen unterschiedlichen Thematiken, die ich dann sofort wieder einfließen lassen konnte. Das hat uns ja immer weiter voran gebracht und das war ja auch ein Motor dann. Das ist wirklich gut gelaufen.

Du hast zwar jetzt von den Unterstützern gesprochen, aber ich möchte auch nochmal so sagen, wo ich mir was gewünscht hätte, also was ich vielleicht auch noch als Hürde so gesehen sehe. Mit viel Verständnis gucke ich da jetzt drauf, dass ich auch verstehe, dass viele auch überfordert waren in solchen Situationen. Auch welche, wo ich es mir gewünscht hätte, dass sie schneller in die Puschen kommen. Also ich hätte mir gewünscht, dass immer so der Rahmen für uns, in dem wir uns bewegen können, viel besser vorgegeben wird. Es war ja oft so, dass wir die Informationen von der Regierung gehört haben, wie es jetzt so werden soll. Aber was das runtergebrochen heißt, ganz im Einzelnen für uns, das mussten wir jedes Mal selber neu erfinden und selber ausloten. Und da hätte ich mir auch manchmal gewünscht, dass es eine Zuarbeit vielleicht auch von den Menschen gibt, die auch für uns die Fachaufsicht haben. Also dass es da vielleicht auch viel mehr in einen Austausch hätte kommen können online, also digital. Das habe ich vermisst, das ist eben nicht passiert. Da hätte noch viel, viel mehr möglich sein können und eben für die Kollegen, die jetzt noch nicht mutig genug sind, sich da auf den Weg zu machen. Da ist eine Chance verpasst worden, glaube ich, was ich sehr bedauere, dass einfach der Rahmen da nicht gut gesteckt ist dann und eine Sicherheit gibt. Wie oft waren wir in der Diskussion selber unsicher, sollen wir das so tun, können wir das so tun, will man das persönlich, was hat das für Konsequenzen?

Also, das hat ganz viel Kraft und Energie und Zeit gekostet, sich da immer zu auszuloten und da hätte ich mir noch mehr Gemeinschaft gewünscht, gerade wenn es auch um Zuständigkeiten geht. Aber was so von Außen kam, da war viel. Man konnte ganz, ganz viel nutzen, was eine echte Bereicherung dann auch war.

Marie: Ihr habt es schon ein bisschen angeschnitten, wie es denn jetzt weitergeht konkret mit eurer Arbeit. Genau jetzt gibt es ja ein paar Lockerungen der ganzen Lockdown-Regeln aber auch viele Hygiene-Regeln. Wie könnt ihr damit konkret umgehen oder ist das noch ein Hindernis für euch? 

Teresa: Na, tatsächlich ist es nach wie vor noch eine große Herausforderung, weil auch das ist nach meinem Empfinden sehr unkonkret in der Formulierung geblieben. Was wir jetzt aber überlegt haben einfach, ist für uns nochmal ein weiteres neues Tool zu benutzen. Wir werden nächste Woche, also in der ersten Ferienwoche, bei Instagram mal live gehen und das mal ausprobieren. Wir haben uns überlegt, das so ein bisschen unter das Motto Sommerferien zu stellen. Also so „Liebe Kinder im Amt Grabow, was könnt ihr eigentlich nutzen und die Sachen, die ihr sonst in den Sommerferien immer macht, also zum Beispiel in unseren Jugendclub, ins Blue Sun, gehen oder in den Jugendclub in Eldena gehen oder ins Waldbad gehen, wie könnt ihr das jetzt eigentlich gerade nutzen.“ Also tatsächlich würde ich vor Ort sein und Sabine würde mir Fragen stellen und ich werde sowohl die Räumlichkeiten so ein bisschen zeigen als auch sagen „aber das sind die Sachen, wo ihr jetzt gerade darauf achten müsst, was sozusagen nicht ’normal‘ ist. Also das sind die Hygiene-Regeln, die ihr jetzt beachten müsst.“ Mit der Idee, dass wir vielleicht so, die Hemmschwelle da auch nochmal ein bisschen senken, dass die Kinder und Jugendlichen die Angebote, die da sind, eben doch nutzen. Das ist das eine.

Und das zweite ist ja das Projekt, das ich vorhin schon angesprochen habe, wo wir eben Tablets und Stifte und auch einen mobilen Hotspot haben, wo wir also die Möglichkeit haben, den Kindern sämtliche Ressourcen zur Verfügung zu stellen, dass sie daran teilnehmen können. Da wollen wir ja gemeinsam kreativ werden und in Kooperation mit der Bibliothek in Grabow einen Kalender erstellen, der sich mit Büchern beschäftigt, mit Kinder- und Jugendliteratur. Die Kinder haben die Aufgabe, dass ein bisschen zusammen zu sketchnoten, also so kreative Notizen dazu zu machen.

Und wir werden natürlich unser… ich würde jetzt fast nach 15 oder 16 Wochen sagen … unser Standardprogramm auch weiterfahren mit den festen Angeboten. Mein Praktikant zum Beispiel bietet da auch einmal in der Woche ein wie ich finde sehr kreatives Angebot beim Online-Treffen an, nämlich die Actionzeit mit Alfred, wo er immer an einen Ort fährt im Landkreis Ludwigslust-Parchim und den vorstellt, also wie einen kleinen Stadtrundgang macht. Und im Anschluss gibt es über die App Actionbound ein Quiz dazu. Die Sachen werden auf jeden Fall auch weiter angeboten. Und ja dann müssen wir einfach spontan bleiben, würde ich sagen und immer darauf reagieren, was als nächstes gelockert wird.

Sabine: Ja, ich denke mal, eine Aufgabe, die wir jetzt auch haben, ist, dass wir gucken, wie können wir unsere Zielgruppe noch besser mit Technik ausstatten. Also ich glaube, das ist eine Riesenhürde. Das Beibringen, wie geht man mit der Technik um und die Technik selber. Also das Projekt, was Teresa gerade vorgestellt hat, das ist ja nur möglich, wenn wir genug Tablets haben für die Kinder. Die müssen das Equipment haben und da ist es schön, dass Teresa einen Fördertopf gefunden hat, der es uns dann auch ermöglicht, dass da Tablets angeschafft werden konnten und dass ich auch noch eine Firma gefunden habe, die uns da auch unterstützt und uns auch fünf Tablets und das Equipment schenkt als Spende. Und da müssen wir gucken, wenn wir auf dieser Art weiter arbeiten wollen und da unsere Ideen freien Lauf lassen wollen, dann müssen wir mal gucken, wo wir noch ein paar Geldgeber herkriegen.

Katha: Ja aber es scheint ja auf jeden Fall so, dass es euch an grundsätzlichen Ideen überhaupt nicht mangelt und aber auch an dem Willen, es irgendwie zu lösen und auszuprobieren. Was ihr ja auch gesagt habt ist: „Wir haben eine Idee und wir gucken, wie wir das irgendwie umsetzen können. Und dann machen wir auch einfach und lernen genau dabei und lernen gemeinsam und gehen einfach vor.“ Und das kann ja auch eine Möglichkeit sein, Sachen einfach auszuprobieren, das sichtbar zu machen. Also das ist ja auch das Schöne, das schaffen wir ja hoffentlich auch mit dem Podcast aber auch mit all dem, was alle, die gerade Jugendarbeit machen und es auch schaffen, das auch nach außen zu tragen und sichtbar zu machen ja auch sich gegenseitig zu inspirieren und zu ermutigen und gleichzeitig auch vielleicht die ein oder andere Person auch ein bisschen mitzuziehen und zu ermutigen nochmal ein paar Schritte voranzugehen und dann können Leute auch nachkommen, vielleicht auch überholen oder dann miteinander gehen. aber die Möglichkeit dazu zu schaffen, es einfach irgendwie weiter auch sichtbar zu machen.

Marie: Gibt es noch etwas, was ihr erzählen möchtet über eure Erfahrungen in den letzten Monate, eure Wünsche, Ängste, Bedauern ?

Teresa: Grundsätzlich muss ich sagen, bin ich total happy mit Sabine da so eine gute Kooperationspartnerin zu haben, weil es auch eine große Erleichterung war, das dann immer zu zweit zu machen und sich absprechen zu können und wir haben auch so viel Zeit wie sonst leider nie gehabt, um wirklich auch Fachgespräche zu führen. Das war total schön, dafür mal Zeit zu haben und sich da auch gemeinsam durch zu tasten. Ich glaube auch, wenn man da Alleinkämpferin ist oder Alleinkämpfer ist es sicherlich auch nochmal eine andere Form der Herausforderung. Also sich immer noch jemanden zu suchen. Streng genommen sind wir ja auch zwei Alleinkämpferinnen auf unserem jeweiligen Feld, aber dass dann eben Sachen auch gemeinsam Sachen anzugehen, das gemeinsam auszuprobieren, das war auf jeden Fall ein ganz großer Gewinn. Alleine schon um das regelmäßig abdecken zu können. Also zu sagen „OK ich habe jetzt einen anderen Termin, aber dann ist halt Sabine gerade da, wenn ich jetzt nicht kann und anders rum.“ Auch das ist ja schön, um das aufrecht erhalten zu können für die Kinder und Jugendlichen.

Marie: Das ist ja vielleicht digital dann grundsätzlich noch ein bisschen einfacher, zwei so Gruppen oder Zielgruppen irgendwie ein bisschen zusammenzuführen, die sich vielleicht vor Ort oder lokal gar nicht so treffen könnten.

Teresa: Genau, das war wirklich – oder ist es ja auch nach wie vor – ein großer Gewinn und auch wenn man zwischendurch mal so eine … Flaute ist jetzt übertrieben, aber wenn das so ein bisschen rückläufig wurde mit den Teilnehmerzahlen. Man hat es auch immer gemerkt, als die Schule dann wieder losging und die ersten Schülerinnen und Schüler, die die Tage dann wieder in der Schule waren, dann wurden sie eben weniger. Oder zum Beispiel konnte man auch merken, bevor die Schule wieder losging bei der Schulzeit waren dann plötzlich ganz viele online, weil sie alle noch ihre Aufgaben schnell fertig kriegen mussten. Aber das ist ja auch normal, ich mache ja auch analoge Angebote, die manchmal dann nicht so gut besucht werden, weil plötzlich das Wetter so schön ist, dass sie alle draußen sind oder oder oder…. Also das habe ich ja da genauso. Was aber zum Beispiel eine witzige Erfahrung war, dass da auch eine Form der Höflichkeit im Umgang miteinander in diesem Raum auch festgelegt werden muss. Weil wir ja nun im ländlichen Raum auch das Problem von Funklöchern haben, dann wirklich zu sagen „Es wäre hilfreich, wenn ihr neben einem Hallo auch noch ein Tschüss da lasst. Ihr könnt ja jederzeit gehen, das ist ja völlig in Ordnung, es ist ja wie ein offener Treff quasi. Aber wäre nett, wenn ihr Tschüss sagt, weil ansonsten warten wir auf euch, weil wir denken, es war jetzt gerade das Funkloch da und euch hat‘s gerade rausgeworfen.“ Also dass es sozusagen auch für den digitalen Raum irgendwie eine Form von Regeln im Umgang miteinander zu haben, die dann einfach ganz anders aussehen. Das war auch noch eine spannende Erfahrung auf jeden Fall.

Katha: Okay, ich glaube, dann haben wir‘s. Vielen Dank, dass ihr da wart im Podcast und mit uns eure Ideen und Gedanken geteilt habt. Ich wünsche euch, dass ihr die ganzen Ideen, die ihr habt, in nächster Zeit auch gut umsetzen könnt, dass es dafür die Möglichkeiten auch gibt und ich freue mich, wenn wir uns hoffentlich demnächst bald auch mal wieder im analogen Leben sehen können.

Teresa & Sabine: Vielen Dank!


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Beitrag vom 29. Juni 2020