In dem Kreativwettbewerb „Der Kunsttrommler“ werden Kinder und Jugendliche bis 27 Jahre dazu aufgefordert sich künstlerisch mit einer Sage auseinander zu setzen. Eine gemischte Jury aus Kunstlehrern, Künstlern und Studenten ermittelt aus den eingesandten Beiträgen die Gewinner. Neben Geld− und Sachpreisen ist eine Veröffentlichung ausgewählter Werke in Form eines Kalenders sowie eine Präsentation im Internet geplant.
Erlaubt ist alles, was gefällt: Fotos, Collagen, Plastiken, Plakate, Comics, Filme, Malerei, Zeichnungen, Grafiken, etc. − einzige Bedingung ist eine visuelle Umsetzung. Auch diesmal soll eine Sage die Teilnehmer inspirieren. Im Gegensatz zum Wismarer Trommler handelt es sich hierbei um eine Erzählung aus der griechischen Mythologie. „Die lykischen Bauern“ beschreibt unter Verwendung zahlreicher Bilder das Zusammentreffen der hilfesuchenden Titanin Latona mit unbarmherzigen Bauern. Dabei werden Moralvorstellungen vermittelt, die noch bis heute Gültigkeit haben.
Es steht den Teilnehmern frei, den Mythos als solchen darzustellen oder sich mit der griechischen Mythologie und deren Bedeutsamkeit auseinander zu setzen. Der Kreativwettbewerb ist demnach sowohl eine rahmendliche Verschiebung, als auch eine thematische Weiterentwicklung der regional geprägten Trommler−Sage zu einem komplexeren Motiv. Die Beiträge können bis zum 31. 01. 2005 an folgende Adresse geschickt werden: jupa föv e.V. / Scheuerstraße 1a / 23966 Wismar.
Den Text und weitere Informationen zum Wettbewerb sind unter www.wismar−goeren.de/trommler zu finden. Viv und Franka sind per mail via zu erreichen, mit viel Glück manchmal telefonisch unter 03841/252497 oder per Fax unter 03841/734894.
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Es begab sich, dass Latona, Tochter der Titanen Koios und Phoibe, nach einer verbotenen Liebe zum Göttervater Zeus Zwillinge erwartete. Fortan befand sich die werdende Mutter auf der Flucht vor der rasend eifersüchtigen Hera, Ehefrau des Zeus. Diese wollte mit allen Mitteln die Niederkunft Latonas verhindern. Mit knapper Not erreichte die Fliehende die Insel Delos. Dort stützte sich Latona auf eine Palme und auf den Ölbaum der Pallas und gebar so ihre Zwillinge Apollon und Artemis der Stiefmutter zum Trotz. Aber auch auf Delos findet sie keinen Schutz vor dem Zorne der Hera und muss fliehen in lykische Gefielde. Hier hatte Latona, von den langen Mühen erschöpft, in der Sonnenhitze Durst bekommen, und gierig hatten die Kinder ihre milchspendenden Brüste leer getrunken. Da erblickte sie zufällig einen See, an dem Bauern Ruten vom Weidengebüsch sammelten. Die Titane trat herzu, drückte das Knie auf die Erde, um das kühle Nass zu trinken. Doch die Bauernschar verbot es ihr. Darauf entgegnete die Göttin: „Was haltet ihr mich vom Wasser fern? Die Nutzung des Wassers ist eines jeden Recht. Die Natur hat weder die Sonne, noch die Luft, noch die klaren Wellen jemandem als Eigentum gegeben. Ich bin gekommen, etwas zu empfangen, das allen zu steht. Dennoch flehe ich euch an, es mir zu geben, um meinen Durst zu löschen. Dem Mund fehlt Feuchte zum Reden, die Kehle ist ausgedörrt und die Stimme findet darin kaum mehr einen Weg. Eine Handvoll Wasser wird für mich Nektar sein, und dass ich das Leben empfangen, werde ich bekennen mit Dank. Auch mögen euch diese Kinder rühren, die von meiner Brust ihre kleinen Ärmchen nach euch strecken.“ Und wirklich streckten die Kinder gerade die Ärmchen aus. Wen hätten nicht die schmeichelnden Worte der Göttin berühren können? Diese Männer aber beharrten darauf, die Flehende fernzuhalten, und fügten obendrein Drohungen und Schmähungen hinzu, falls sie nicht weit fortginge. Doch damit nicht genug: Mit Händen und Füßen trübten sie den See und rührten aus der Wassertiefe weichen Schlamm auf mit Bosheit übenden Sprüngen. Zorn ließ Latona den Durst vergessen — den die Titanentochter flehte nicht mehr die Unwürdigen an und ertrug es nicht länger, Worte zu gebrauchen, die ihrem göttlichen Rang nicht entsprachen. Sie hob die Hände zu den Sternen und sprach: „Ewig möget ihr in diesem Sumpfe leben!“ Und es geschah, wie die Göttin gewünscht. [
Beitrag vom 4. November 2004