Sechs Filmproduktionen, eine Drehbuchwerkstatt, das Landesfilmarchiv, das Forumkino, das Lichtspieltheater Wundervoll und die Nachwuchsförderung sind zum Einsparen, Kündigen und möglicherweise auch zum Sterben verurteilt.
Laut dpa−Angaben will das Land Mecklenburg−Vorpommern 500.000 Euro des 1,2 Millionen Etats der Filmförderung kürzen. Im Gespräch mit der filmAb!−Redaktion bestätigte der
Geschäftsführer des Landesfilmzentrums MV, Torsten Jahn, dass Kürzungen in dieser Höhe zu befürchten sind.
Folge dieser Kürzungen wäre, dass die Existenz des mit nur 18.000 Euro geförderten Landesfilmarchivs gefährdet ist; dies bedeutet gleichzeitig die Kündigung eines Arbeitsplatzes. Das Rostocker Lichtspieltheater Wundervoll teilte ebenso am 3. Mai mit, dass es aufgrund der zu erwartenden Einsparungen einen Mitarbeiter entlassen muss und ab dem 3. Juni den Abendbetrieb des Kinos einstellen wird. Die medienpädagogische Arbeit des Kinos scheint damit mehr als gefährdet; doch ein
Ende des Programmkinos ist schon eher zu erwarten.
Doch die engagierten Mitarbeiter wehren sich energisch, z.B. mit Unterschriftenlisten, gegen solche schwer nachvollziehbaren Sparpläne.
Nach Aussage der Referentin für Literatur, Film und Medien im Schweriner Kultusministerium, Dr.
Sylvia Völzer, betragen die Kürzungen des Landes 40,7 Millionen Euro. 1,1 Millionen Euro seien davon auf die Kultur gefallen. Dieser Betrag wurde
prozentual auf jeden Förderbereich heruntergerechnet. Sie dementierte vehement im Streitgespräch auf der Eröffnungs−Pressekonferenz des FilmKunstFestes die Aussagen der Leiterin der Filmförderung MV, Gabriele Kotte. Sie hatte angegeben, dass in den vorliegenden Kürzungslisten bereits konkrete Projekte genannt seien, die diesen zum Opfer fallen sollen. Eine Zukunft der Filmförderung in MV sieht Frau Dr. Völzer in rückzahlbaren Krediten und der Zusammenarbeit mit anderen Trägern.
Die kulturpolitische Sprecherin der PDS−Fraktion, Karin Schmidt, erklärte gegenüber der filmAb! zu den Minderausgaben, die, wie in der Haushaltsdebatte beschlossen, für das Kultusministerium 5 % betragen: „Meine Befürchtungen (für den Ort der Kürzungen, Anm. d. Red.) waren schon der Kulturbereich, aus dem ganz einfachen Grund heraus, weil sich durch die Aufregung in den letzten Wochen und Monaten sich niemand wirklich getraut hat, dort auch nur annäherungsweise ranzugehen.“ Die Hochschulen haben per Hochschulgesetz eine gewisse Autonomie. „Was blieb da, […] wenn man nicht an das eigene Haus herangeht, also sprich an die Stellen, […] dann blieb von den ganzen möglichen Bauplätzen einer übrig, der da lautet: Kultur.“ Da beispielsweise die Jugend− und Kunstschulen durch Einzelbeschlüsse abgesichert seien, ziehe die Projektförderung den Kürzeren, so Schmidt. Als möglichen Ausweg für die Filmförderung sieht sie eine Bindung dieser an das Wirtschaftsministerium an.
Kerstin Fiedler−Wilhelm, kulturpolitische Sprecherin der CDU−Fraktion, sprach sich gegen eine, wie sie sagte, überproportionalen Kürzungen in der Filmförderung aus: "Wir verabschieden uns aus der bundesweiten Filmszene", wie am 22. April in der Ostseezeitung zu lesen war.
Informationen zur Situation im Lichtspieltheater Wundervoll gibt es im Internet unter www.liwu.de, eine Sammlung von Petitionen und Links ist beim Jugendmedienverband Mecklenburg−Vorpommern e.V. unter www.filmkultur.jmmv.de abrufbar. [mg]
Dieser Beitrag erschien in der Ausgabe Nr. 2 vom 6. Mai 2004.
[hcr]
Beitrag vom 7. Mai 2004