Die Rhythmen afrikanischer Trommler ließen den bunten Zug tanzen. Trotz der Hitze dieses Sonnabend Mittags feierten rund eintausend Teilnehmer ihre friedliche Demonstration zum Rathaus. Umarmungen statt Fäuste: ein Fest. Damit begegnete die Bürgerinitiative «Bunt statt braun» einem Aufmarsch der rechtsgerichteten NPD am selben Tag in Rostock unter dem Motto «Gegen Berufsverbot und Intoleranz». Anlass war die Kündigung von Lutz Dessau, einem Sportreporter bei der lokalen Rostocker Tageszeitung NNN. Erst kürzlich wurde bekannt, dass Dessau seit Jahren als Kreisvorsitzender der NPD von Rostock in der umstrittenen Partei aktiv war. Die eingetragene Bürgerinitiative «Bunt statt braun» begrüßte die Entscheidung des BURDA−Verlages: Neonazis gehören genauso wenig in die Zeitung wie Brandstifter in die Feuerwehr.
Ihre Abschlußkundgebung hatte die NPD auf dem Platz der Freiheit angemeldet. (Dieses Areal hieß früher Adolf−Hitler−Platz.) 56 Jahre nach dem Untergang des Dritten Reiches und neun Jahre nach Lichtenhagen konnte eine solche Manifestation nicht unwidersprochen hingenommen werden.
Die Bürgerinitiative «Bunt statt braun» rief deshalb alle Rostockerinnen und Rostocker auf, Farbe zu bekennen und der NPD die Rote Karte zu zeigen. "In unserer Stadt soll kein Fuß breit Platz sein für die geistigen Brandstifter der NPD und anderer rechter Organisationen", so der Aufruf des Oberbürgermeisters der Hansestadt Rostock, Arno Pöker (SPD) bei der abschließenden Kundgebung der «Bunten». Die Bemühungen der Bürgerschaft, den rechten Marsch durch die Südstadt im Vorfeld per Verbot zu verhindern, scheiterten am Kundgebungsrecht. So wurde stattdessen die Strecke des NPD−Marsches mit einem Meer roter Karten gesäumt. Platzverweis.
Den Aufruf der Bürgerinitiative unterstützten alle Parteien der Rostocker Bürgerschaft, der Ausländerbeirat Rostock, der DGB Rostock, die DGB−Jugend und die Verdi−Jugend, der Rostocker Stadtjugendring und viele andere Verbände und Vereine, der Landessuperintendent der ev.−luth. Landeskirche Matthias Kleiminger, der Ausländerbeauftragte der Hansestadt Rostock Dr. Wolfgang Richter, das Max−Samuel−Haus und Dr. Klaus Blaudzun vom Institut für Neue Medien.
Quelle/Informationen unter www.buntstattbraun.de
Weiteres auch unter www.netzgegenrechts.de
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Aktuelle Pressemeldeung der DPA:
Rund 1000 Teilnehmer bei NPD−Gegendemo in Rostock
Rostock (dpa) − Mit Trommeln, Pfeifen und Transparenten haben rund 1000 Menschen gegen eine Demonstration der rechtsextremen NPD in Rostock protestiert. Für Neonazis sei in Rostock kein Platz, sagte Oberbürgermeister Arno Pöker bei einer Kundgebung, zu der die Bürgerinitiative «Bunt statt braun» aufgerufen hatte und an der sich Gewerkschaften, Verbände und Parteien beteiligten. An dem NPD− Aufmarsch nahmen unter starkem Polizeischutz rund 120 Teilnehmer aus der rechten Szene teil.
© Deutsche Presse Agentur 28.07.2001 / 16:06:16
Beitrag vom 29. Juli 2001