(Ostsee−Zeitung vom 18.04.2001)
Jugendliche waren für eine Woche Blattmacher
Polnische und deutsche Schüler gestalteten Zeitung
Wismar (OZ) Ein fremdes Land besuchen und darüber schreiben — und das in einer anderen Sprache. Für zwölf Schüler aus dem polnischen Kety in der Nähe von Krakau war das einwöchige Medienseminar in Wismar eine echte Herausforderung. Zusammen mit 14 Teilnehmern aus Mecklenburg−Vorpommern waren sie in kleinen Redaktionsteams auf Themensuche in Wismar, recherchierten, führten Interviews, fotografierten, schrieben Artikel und entwarfen das Zeitungslayout. 48 Seiten mit Texten, Fotos, Comics und Rätsel waren nach sieben Tagen das Ergebnis, das sie mit auf den Heimweg mitnehmen konnten.
„Die Gruppenarbeit mit den Deutschen hat mir gut gefallen“, zog Artur Zurawlew (17) Bilanz. „Das war eine gute Gelegenheit, deutsch zu sprechen.“ Journalist ist eines seiner möglichen Berufsziele, daher war ihm auch das „Theorieprogramm“ in den ersten Seminartagen recht. „Wir haben viel Wert auf die Grundlagen gelegt: Was ist ein Bericht, was eine Reportage, etc.“, erläuterte Lan Böhm (18) von der Jugendmediengruppe Wismar e. V., die das Seminar im Auftrag der Friedrich−Ebert−Stiftung gemeinsam mit Caroline Mekelburg und Martina Fischer konzeptionell gestaltet hat. Nach einer Exkursion zum Druckhaus der OZ in Rostock gingen die 26 Jugendlichen selbst auf die Pirsch.
Entstanden sind Artikel über die Wismarer Musikszene, Einrichtungen wie das „Tiko“, die Jugendherberge oder den Tagungsort, das Kinder− und Jugendfreizeitzentrum. Auch die polnisch−deutschen Beziehungen waren Thema: Auf zwei Seiten sind gesammelte Vorurteile aufgelistet — unkommentiert, so dass sich jeder seinen Teil denken kann. Die Teilnahme der polnischen Gruppe kam übrigens über Kontakte zustande, die während einer Studienfahrt von Schülern des Hauptmanngymnasiums nach Auschwitz entstanden waren. Auch dort entstand eine Zeitung. [A.F.]
Beitrag vom 22. April 2001